Nähen: 7 Handstiche, die du kennen solltest

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Handstiche
Handstiche

Auch, wenn heute schon vieles die Nähmaschine macht, ist es doch immer wieder notwendig, Handstiche zu verwenden. Vor allem dann, wenn du umfangreichere Projekte mit vielen Details nähst. Wir erklären dir hier die wichtigsten Handstiche.

Handstiche nähen – was du brauchst

Wenn du mit der Hand nähen willst, benötigst du nicht viel:

Achte bei der Wahl des Nähgarns darauf, dass es zu deinem Stoff und zur Stichart passt.

Tipp: Einen Fingerhut wirst du vor allem bei festen Stoffen zu schätzen lernen. Er lässt die Fingerkuppen sehr viel länger durchhalten.

Der Heft- oder Vorstich

Dieser Stich ist der Klassiker der Handstiche. Er wird genutzt, wenn du eine oder mehrere Stofflagen zusammen fixieren möchtest, so dass nichts mehr rutscht (z.B. vor einer Anprobe). Das Heften wird oft anstelle von Stecknadeln verwendet, wenn diese im Weg sind oder ggf. auf der Haut kratzen, wenn du am Körper nachmessen willst. Der Heft- oder Vorstich wird wie folgt genäht:

  • Von unten durch alle Stofflagen stechen
  • 4 mm weiter von oben nach unten durch den Stoff stechen
  • u.s.w.
Tipp: Verwende zum Heften immer ein sogenanntes Heft- oder Reihgarn. Dieses lässt sich leicht mit der Hand reißen und einfach wieder entfernen, ohne den Stoff zu beschädigen.

Der Steppstich

Der Steppstich ist das, was deine Maschine auf normaler Einstellung näht. Viele kleine Schlingen, die an den Einstichstellen aneinandergereiht sind. Als Handstiche nähst du sie so:

  • Verknote den Faden am Ende
  • Stich von unten nach oben durch den Stoff
  • Stich 2 mm vor dem Ausstich in den Stoff ein und nimm 4 mm Stoff auf die Nadel
  • Ziehe den Faden durch
  • Stich rückwärts genau auf den letzten Fadenaustrittspunkt ein
  • Nimm wieder 4 mm Stoff vorwärts auf die Nadel
  • u.s.w.

An das Vernähen denken

Am Ende der Naht vernähst du den Faden auf der Unterseite. Du stichst den letzten Stich also nicht mehr nach oben. Stich in die letzte Schlaufe auf der Unterseite ein, Stich durch die Schlinge und verknote den Faden.

Der Rückstich

Unter Rückstich versteht man das gleiche wie unter Steppstich. Diese beiden Stiche sind die Klassiker der Handstiche. Rück- und Steppstich kannst du für alle nicht dehnbaren Stoffe verwenden.

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Der Knopflochstich

Den Knopfloch- oder Schlingenstich verwendest du dann als Handstich, wenn du eine Kante – also z.B. die Aussparung für ein Knopfloch – versäubern willst. Es ist im Grunde eine Art Overlockstich mit der Hand. So nähst du diese Handstiche:

  • Stich 2 mm vom Rand entfernt von unten nach oben durch den Stoff
  • Wenn beide Fadenenden gleich lang sind, machst du einen doppelten Knoten in den Faden
  • Fädle beide Fadenenden in die Nadel
  • Stich 3 mm neben dem ersten Einstich von unten nach oben durch den Stoff
  • Bilde eine Schlaufe und stich von unten nach oben durch die Schlaufe
  • ziehe den Stich fest
  • Wiederhole
Tipp: Der Knopflochstich eignet sich auch perfekt zum Einfassen von Decken oder offenkantigen Cardigans oder Westen aus festeren Winterstoffen.

Der Hohlsaumstich

Die Handstiche für einen Hohlsaum gehören zur Königsklasse. Ein Handgenähter Hohlsaum ist eine richtig schöne und aufwändige Handarbeit. Einen Hohlsaum kannst du für alle Webware-Stoffe anwenden und nähst ihn, bevor du die Kanten versäuberst. Dazu ziehst du zunächst gegen die Fadenlaufrichtung zwei bis drei Webfäden aus dem Gewebe so dass nur noch die Kettfäden (wie ein Fenstergitter) stehen bleiben.

Tipp: Hohlsäume empfehlen sich nur für etwas gröbere und festere Gewebe, bei denen sich die Webfäden leicht entfernen lassen.

Den Hohlsaumstich nähen

Die Handstiche für den Hohlsaum nähst du von rechts nach links und auf der linken Stoffseite.

  • Umfasse 3 oder 4 der Webfäden mit der Nadel (Faden darumherum)
  • Stich am unteren Rand rechts neben den umfassten Webfäden schrag nach hinten
  • Komme 2 bis 4 Fäden unter der Lochreihe nun vor den umfassten Webfäden wieder nach vorne
  • Umfasse jetzt die nächsten 3 bis 4 Fäden von rechts nach links
  • Wiederhole
Tipp: Behalte die Abstände (3 oder 4 Fäden umfassen bzw. 2 oder 4 nach unten stechen) für alle Stiche gleichmäßig bei.

Der Straffierstich

Den Straffierstich verwendest du dann, wenn du z.B. einen Saum unsichtbar umnähen oder Belege annähen willst. Diese Handstiche sind von der rechten Stoffseite aus unsichtbar. Meist wird dieser Stich bei edleren Kleidungsstücken wie Abendkleidern, Blazern oder Business-Mode verwendet. So gehst du vor:

  • Schlage die Saumkante 2 mal nach innen ein
  • Bügle gut und stecke ggf. mit Stecknadeln
  • Stich nun abwechselnd rechts und links von der Saumkante ganz fein in den Stoff ein
  • Achte darauf, dass du nicht ganz durch stichst.
Tipp: Wenn du den Faden festziehst, ziehe nicht zu fest daran, dass sich der Stoff nicht wellt.

Der Hexenstich

Den Hexenstich verwendest du dann, wenn du zwei Stoffe Kante auf Kante verbinden willst. Das eignet sich z.B. bei Filz oder Leder, wenn die Überlappung zu dick wäre. So setzt du deine Handstiche:

  • Lege die beiden Stoffteile Stoß auf Stoß
  • Stich von unten nach oben durch das untere Stoffteil
  • Stich schräg gegenüber ein wenig weiter vorne durch das obere Stoffteil
  • Nimm ca. 2 mm Stoff von links nach rechts auf die Nadel (gegen die Arbeitsrichtung)
  • Stich schräg gegenüber durch das untere Stoffteil
  • Jetzt nimmst du hier 2 mm Stoff von links nach rechts auf die Nadel
  • Wiederhole

Die Arbeitsrichtung für Handstiche

Wenn du Rechtshänderin bist, ist es immer sinnvoll, mit den Handstichen von rechts nach links zu arbeiten. So ist deine Arbeitshand nicht im Licht und du kannst bequem einen Stich nach dem anderen setzen.