Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Das Auftrennen von Nähten ist eine Grundfertigkeit des Nähens. Manchmal geht einfach etwas schief und wir nähen irgendwo lang, wo wir nicht nähen wollten. Oder eine Naht läuft nicht ganz gerade und verunstaltet das ganze Nähstück. Du musst dein Werk dann nicht gleich wegwerfen. Dafür ist der Stoff viel zu schade. Mit ein paar Tricks ist es ein Kinderspiel und du kannst noch einmal von vorne beginnen.
Wichtig beim Auftrennen von Nähten: Das richtige Werkzeug
In der Nähszene kursieren viele Tipps, wie man eine Naht auftrennt. Da ist von Rasierklingen oder Obstmessern die Rede. Im Grunde benötigst du – je nach Naht – jedoch nur zwei Dinge, um wirklich alles wieder auftrennen zu können:
Wie funktioniert ein Fadentrenner?
Ein Fadentrenner oder Nahttrenner ist ein extrem hilfreiches Werkzeug beim Auftrennen von Nähten. Er besteht aus einen kleinen U mit einer langen und einer kurzen Seite, die vorne angespitzt sind. Zwischen den beiden Zapfen liegt – gut geschützt – eine sehr scharfe Klinge. Mit dem unteren Zapfen fädelst du in die Fadenschlinge der Naht ein und sie gleitet dann wie von selbst Richtung Klinge und wird dort sicher abgeschnitten, ohne den Stoff zu beschädigen.
Gutes Licht und entspannte Atmosphäre
Auftrennen ist ein Geduldspiel und kann ganz schön an den Nerven zerren. Daher mache dir am besten Musik an oder nimm dir eine Tasse Tee. Ganz wichtig: Gutes Licht. Je besser du die Fäden siehst, desto leichter kannst du sie auftrennen.
Nähmaschinen-Nähte auftrennen
Für das Auftrennen von Nähten, die du mit der Nähmaschine genäht hast, benötigst du nur deinen Nahttrenner.
- Ziehe die beiden Stofflagen, die du auftrennen willst, auseinander
- Fädle den unteren Haken des Nahttrenner unter die erste Fadenschlaufe
- Der obere Haken liegt darüber
- Halte den Nahttrenner genau parallel zur Naht
- Den Stoff hältst du gut fest
- Schiebe den Nahttrenner ohne Druck vorwärts
- Die Naht löst sich
Overlock-Nähte auftrennen
Overlock-Nähte sind 4-fach-Nähte, die sich nicht ganz so einfach wieder rückgängig machen lassen. Es sei denn, man weiß wie. Im Grunde ist es ganz einfach:
- Schneide mit einer sehr scharfen Schere 1 mm vom Stoff an der Naht ab
- Dabei schneidest du auch die Ovi-Schlingen mit auf
- Lege das Stoffstück vor dich hin
- Hole dir mit dem Nahttrenner eine Schlinge des ersten Fadens, der parallel zur Kante läuft, und ziehe ihn am Stück heraus
- Wiederhole das Vorgehen für den zweiten Faden
- Zupfe die restlichen Fadenrestchen heraus
Cover-Nähte lösen
Die Cover-Naht dröselst du von hinten her wieder auf.
- Suche dir das Ende der Naht (also dort, wo du aufgehört hast zu nähen)
- Lege die Cover-Seite nach oben (die vielen kleinen Schlingen)
- Trenne mit dem Nahttrenner 2 nebeneinander liegende Schlingen durch
- Drehe das Nähstück um und ziehe jetzt an den Unterfäden
- So kannst du sie am Stück heraus zeihen
Löcher kaschieren
Wenn du eine Naht auftrennst, bleiben oft kleine, sichtbare Einstichstellen im Stoff zurück. Wenn du den Stoff nicht verletzt hast, kannst du diese wieder unsichtbar machen. Ziehe ganz vorsichtig längs und quer am Stoff. So sortieren sich Maschen oder das Gewebe des Stoffes neu. Wenn immer noch kleine Unebenheiten da sind, bügle einmal mit Dampf drüber.
Wenn gar nichts mehr hilft: Upcycling
Falls du die Nähte nicht mehr aufbekommst, ist der Stoff noch immer zu schade für die Tonne. Schneide dann einfach alle Nähte weg und hebe die Stoffstücke auf. Sicherlich kannst du sie bei einem anderen Nähstück noch einmal verwenden, neu kombinieren und einfach neue Schnittteile daraus zuschneiden.
Nicht verzweifeln
Wenn einmal aufgetrennt werde muss, ist das kein Beinbruch! Mach dir keine Gedanken über deine Nähfähigkeiten. Das passiert selbst der besten Schneiderin einmal. Falls du dir vor dem Nähen einer Naht nicht ganz sicher bist, kannst du in Zukunft auch vor der Anprobe einfach nur mit der Hand oder der größten Stichlänge auf deiner Nähmaschine heften. Eine Heftnaht ist sehr viel schneller wieder aufgetrennt und schont die Nerven!